BizAv-Messe: Eine EBACE ohne Flugzeuge

Business Aviation Messe
Eine EBACE ohne Flugzeuge

Veröffentlicht am 21.05.2025
Eine EBACE ohne Flugzeuge
Foto: Patrick Holland-Moritz

Das Positive zuerst: Drei Bühnen für Fachvorträge und Diskussionen, fünf Networking-Lounges für B2B-Gespräche und ein neuer Hallenplan haben nach Angaben der Veranstalter rund 100 Aussteller und etwa 4000 registrierte Gäste nach Genf gelockt. An drei Tagen gibt es von Dienstag bis Donnerstag 45 kompetent besetzte Panels zu allen erdenklichen Themen aus der Business Aviation, einen Innovation Pavillon und sogar ein Eckchen für neue Aussteller. Mehr Raum zum fachlichen Austausch soll die neu gestaltete Messe bieten, so das Versprechen der European Business Aviation Association (EBAA), dem alleinigen Veranstalter. Der neu gestaltete Eingangsbereich in Form eines Tunnels soll neugierig machen auf die neue EBACE-Welt.

Patrick Holland-Moritz

Das Fazit nach einem Tag ist ernüchternd. Von ehemals zwei Hallen ist die Messe auf nur noch eine Halle geschrumpft, und selbst dort bleibt stellenweise viel Freiraum zwischen den Ständen, was der EBACE im architektonisch eher düsteren Messezentrum Palexpo zumindest einen lockeren und einladenden Charakter verleiht. Somit bleiben den Besuchern die schwarzen Vorhänge erspart, mit denen im Vorjahr etliche Leerflächen notdürftig kaschiert wurden. Immerhin: Das Programm ist straff und bei den Vorträgen und Diskussionen auf den drei Bühnen bekommen die Besucher den ganzen Tag über nützliche Infos über die Branche aus erster Hand. Auch die bisher separat, zuletzt in Brüssel ausgerichtete Fachmesse AIR OPS – sie richtet sich an Unternehmen, die die Business Aviation mit ihren Diensten am Boden am Laufen halten – ist diesmal in die EBACE integriert.

Patrick Holland-Moritz

Das Kernproblem liegt in der Abwesenheit von Business Jets und Turboprops. Schon vor Monaten hatten die Organisatoren einräumen müssen, dass Europas Business-Aviation-Messe Nummer eins diesmal ohne Static Display stattfinden wird. Gerade mal zwei Fluggeräte haben es doch noch in die Hallen geschafft: Eine AW109 Trekker von Leonardo Helicopters und das Hybridflugzeug Smartflyer des gleichnamigen Herstellers aus dem schweizerischen Grenchen, das derzeit auf seinen Erstflug wartet. Das Münchner Start-up Vaeridion wartet immerhin mit einem Miniatur-Modell seines geplanten vollelektrischen Regionalflugzeugs auf. Die großen Hersteller hingegen glänzen mit Abwesenheit. Hatten Bombardier, Dassault Aviation, Gulfstream Aerospace, Honda Aircraft, Pilatus und Textron Aviation in der Vergangenheit mit News und Premieren den Messetakt angegeben, sind sie diesmal nicht mal mehr vertreten. Bereits im vergangenen Jahr gab es in Genf kaum noch etwas Neues von ihnen zu hören. Einzig der italienische Hersteller Leonardo Helicopters war diesmal mit zwei Bekanntgaben am Start – am Dienstag wurde der Verkauf von der AW109 Trekker an den britischen Partner Sloane Helicopters, eine weitere News mit einem indischen Partner soll am heutigen Mittwoch veröffentlicht werden. Auch der Online-Provider Gogo wollte am Mittwoch noch eine Vertragsunterzeichnung zelebrieren.

Der Grund für die Misere liegt auf der Hand: Immer wieder wurde der Standort Genf für seine hohen Kosten kritisiert: Ausstellungsfläche, Hotels und nicht zuletzt die Gastronomie strapazieren die Budgets aufs Äußerste. Offenbar haben jetzt mehrere Aussteller die Notbremse gezogen, indem sie der EBACE fernbleiben.

Patrick Holland-Moritz

EBAA-Generalsekretär Holger Krahmer sieht allen Unkenrufen zum Trotz für die EBACE weiterhin einen festen Platz im internationalen Messekalender und blickt optimistisch in die Zukunft: "Die EBACE 2026 wird kommen. Am 30. Juni werden wir Details zum Veranstaltungsort bekanntgeben." Als Zeitraum nennt er Ende Mai oder Anfang Juni 2026. Mehrere Standorte sind für die EBACE26 im Gespräch, glaubt man der Gerüchteküche: Barcelona, Frankfurt, Wien, Dublin, Mailand, Paris oder London. Auch über Berlin wurde spekuliert. Holger Krahmer räumt im Gespräch ein, dass die Veranstalter in diesem Jahr vertraglich noch an das Genfer Palexpo gebunden waren – ein Umzug sei somit nicht infrage gekommen. Für die Zukunft sei man mit den Herstellern in Kontakt und möchte dann auch wieder Flugzeuge zeigen. Gleichzeitig müsse man aber die Finanzierung der Show so gestalten, dass nicht allein die großen Hersteller die wirtschaftlichen Lasten tragen. Krahmer: "Die Messe ist wichtig für die Professionals der Branche, die sich in ruhiger Atmosphäre austauschen möchten." Als eine Non-Profit-Veranstaltung der EBAA sei die EBACE dafür genau der richtige Ort.

Patrick Holland-Moritz

Die Krise der EBACE kommt zu einer Zeit, in der die AERO mit einer Offensive im Bereich Business Aviation Erfolge feiert: Etliche Hersteller scharten sich und ihre Flugzeuge im April rund um den neuen Business Aviation Dome am Flughafen Friedrichshafen. Kurz vor dem Start der EBACE gab die der AERO-Veranstalter fairnamic bekannt, der Geschäftsluftfahrt im kommenden Jahr noch mehr Raum einräumen zu wollen. Die EBAA hingegen musste die Organisation der EBACE allein stemmen, nachdem die amerikanische NBAA im Herbst 2024 als Partner ausgestiegen war. Ob es tatsächlich Platz für zwei europäische Messen mit dem Fokus auf die Business Aviation mit nur wenigen Wochen Abstand geben wird, das ist die zentrale Frage, die die Community im Genfer Palexpo gerade beschäftigt.