Der Geruch von Benzin liegt in der Luft an diesem kühlen, bisweilen regnerischen Samstagnachmittag Mitte Mai am Verkehrslandeplatz Schönhagen. Das Konzert der Motoren aus Zuffenhausen weckt die Sehnsucht nach kurvigen Landstraßen, freien Autobahnen und der Rennstrecke. In einer Reihe mit den Sportwagen der Marke Porsche parken die sportlich-eleganten Einmots von Cirrus Aircraft, dem weltweit führenden Hersteller in diesem Segment aus Duluth, Minnesota. Auch sie versprechen Freiheit pur, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene: Einsteigen, abheben und den Cirrus-Lifestyle mit allen Vorzügen modernster Avionik erleben. Auch der einstrahlige Vision Jet, das Topmodell aus dem Hause Cirrus, ist an diesem Tag gleich zweimal vor Ort. Die meisten Auto- und Flugzeugtüren stehen offen, die Besucher dürfen schauen, träumen, einsteigen. Wer mag, kann in einem Porsche Platz nehmen und die ganze Macht von mehreren Hundert PS im Heck spüren.

Julietta Rühe hatte die Idee, Porsche und Cirrus zusammenzubringen.
Die Idee, die Communitys aus beiden Welten bei einem kombinierten Fly- und Drive-in zusammenzubringen, hatte Julietta Rühe. Als Sales Director beim deutschen Cirrus-Händler CD Aircraft mit Sitz in Trebbin ist die Berufspilotin erste Ansprechpartnerin für die Kunden. Sie weiß, wie Cirrus-Piloten ticken und erkannte die emotionale Nähe zur Porsche-Community. In einem Gespräch mit Oliver Aido, Geschäftsführer des Porsche-Zentrums Berlin-Potsdam, nahm das das Event unter dem Titel "Porsche x Cirrus" Gestalt an. "Wir von Cirrus haben den fliegenden Porsche", sagt sie im Gespräch mit dem aerokurier und erklärt die Idee: "Wir möchten die Kunden aus der Porsche-Community fürs Fliegen begeistern." Nach einem Fly-in im vergangenen Jahr wollte man in diesem Jahr einen Schritt weiter gehen.
Der Ansatz, Porschefahrern die Vorteile eines eigenen Flugzeugs schmackhaft zu machen, liegt auf der Hand: Nicht wenige angehende Cirrus-Piloten schlittern förmlich aus ganz anderen Lebensbereichen in die Luftfahrt und absolvieren ihre fliegerische Ausbildung von Anfang an auf einem Flugzeug der SR-Familie, das sie dann später auch kaufen und fliegen werden. Vor allem auf diese Kunden zielt das Marketing des amerikanischen Herstellers ab, der seine Flugzeuge nicht nur als feines Stück Technik für erfahrene Piloten verkauft, sondern den Cirrus-Lifestyle und den Nutzen eines eigenen Flugzeugs in den Vordergrund stellt. Auf die Frage, ob das in der Praxis funktioniert, fliegerische Neulinge von Anfang an auf der performanten Einmot auszubilden, hat Julietta Rühe eine eindeutige Antwort: "Ja!" Sie ergänzt: "Wir haben sehr viele Kunden, die neu in der Luftfahrt sind."
CD Aircraft als One-Stop-Shop
CD Aircraft ist für die Kunden längst mehr als "nur" exklusiver Cirrus-Händler für Deutschland und Österreich. "Wir sind ein One-Stop-Shop", sagt Julietta Rühe. Neben der Vermittlung von neuen und gebrauchten Flugzeugen ist das Unternehmen aus dem brandenburgischen Trebbin auch in den Bereichen Maintenance und Flugschule aktiv. Die Ausbildung in der eigenen ATO richtet sich an Fußgänger, nimmt aber auch fortgeschrittene Piloten an die Hand: Das Angebot umfasst PPL, Nachtflug, Instrumenten-Rating und natürlich das Cirrus Transition Training für den Umstieg auf die SR-Familie. Wer nicht im Großraum Berlin wohnt, kann seine Lizenz auch bei Partnern erwerben oder erweitern, zum Beispiel bei der Aachener Flugschule Westflug, die an diesem Tag ebenfalls Präsenz zeigt. Dazu gibt es umfassende Beratung für den Kauf eines eigenen Flugzeugs und später auch das maßgeschneiderte Maintenance-Programm. Besser kann Kundenbindung kaum funktionieren. Rund 20 Mitarbeiter betreuen in der Werft von CD Aircraft in Schönhagen zu 80 Prozent die eigene Cirrus-Flotte unter der Regie von Betriebsleiter Justus Kaunart. Zudem ist das Unternehmen offizieller Garmin-Händler, was die Kompetenzen im Bereich der Avionik untermauert.

Etliche Crews lassen sich von gelegentlichen Schauern nicht abschrecken und landen in Schönhagen.
Im zum Treffpunkt umfunktionierten Hangar parken an diesem Tag ein Cirrus Jet in der aktuellen Version G2+, eine Cirrus G7 – neuer ist nur die wenige Wochen zuvor vorgestellte G7+ mit Garmin Autoland – und ein ganz besonderer Porsche 911 in Gelb, einer der letzten mit luftgekühltem Boxermotor aus den 1990er Jahren. "Der gehört einem Kunden und ist ein absolutes Sammlerstück", freut sich Julietta Rühe. Rund 140 Fans von Cirrus und Porsche sind der Einladung von Julietta Rühe und CD-Aircraft-Chef Jan-Peter Fischer gefolgt. Auf der Wiese und den Asphaltflächen parken rund 15 Gastflugzeuge. Neben der SR-Familie von Cirrus sind auch andere Muster von der ultraleichten VL3 bis zur zweimotorigen Cessna 310 zwischen den Regenschauern in EDAZ gelandet.
Während die Porsche den ganzen Nachmittag permanent unterwegs sind, bleiben lokale Flüge die Ausnahme, "Demoflüge machen wir heute nicht. Bei so vielen Gästen ist das organisatorisch kaum möglich", sagt Julietta Rühe. Das Ziel, neue Kontakte herzustellen und bestehende Freundschaften zu pflegen, dürfte Porsche x Cirrus erreicht haben. Vielleicht tauscht der eine oder andere Porsche-Fahrer demnächst ja zeitweilig das Lenkrad gegen den Sidestick einer SR22?
PFM 3200: Porsche baute einst Flugmotoren
Ganz neu ist die Verbindung von Porsche zur Luftfahrt jedenfalls nicht: Mit dem PFM 3200 hatte der Hersteller Porsche in den 1980er Jahren eines der revolutionärsten Triebwerke, die je unter einer Cowling Platz gefunden haben, entwickelt und für Flugzeuge der Marken Mooney, Cessna und Robin zur Zulassung gebracht. Auch wenn heute nur noch sehr wenige der Sechszlyinder-Motoren fliegen, dürfte die Begeisterung der Porsche-Gemeinschaft fürs Fliegen ungebrochen sein. Daran lässt das Treffen in Schönhagen keinen Zweifel.