Becker Avionics: Neues Hauptquartier eingeweiht

Avionikhersteller
Becker bezieht neues Hauptquartier

Zuletzt aktualisiert am 26.05.2025
Becker bezieht neues Hauptquartier
Foto: Raphael Jost

Funkgeräte, Navigationssysteme, Transponder und Intercom-Lösungen: Jene Piloten und Flugzeugbesitzer, die hier auf kompromisslose Qualität "made in Germany" setzen wollen, greifen gerne zu Geräten von Becker Avionics. Das Traditionsunternehmen, dessen Geschichte bereits 1949 mit der Gründung eines Werkes für Autoradios durch Max Egon Becker begann, schlägt mit der Einweihung des neuen Firmensitzes in Baden-Baden das nächste Kapitel der eigenen Historie auf.

Alte Gebäude bedingten Umzug

Bisher war der Baden Airpark in Rheinmünster das Zuhause der Avionikmanufaktur. "Wir haben dort in einem ehemaligen Kasernengebäude der Kanadier unsere Räumlichkeiten gehabt, aber die Gebäude waren einfach alt, und die Raumaufteilung für eine effektive Produktion nicht wirklich geeignet", erklärte Becker-Geschäftsführer Wolfgang Kühling im Gespräch anlässlich einer Führung durch das neue Werk. "Wir konnten uns hier flächenmäßig optimieren, jetzt stehen 1300 Quadratmeter für die Verwaltung und 2200 Quadratmeter für die Herstellung unserer Geräte sowie ausreichend Lagerflächen zur Verfügung."

Mit dem Umzug nach Baden-Baden stellt sich Becker strategisch günstig auf. Das Gewerbegebiet, in dem das Unternehmen für acht Millionen Euro neu gebaut hat, ist mit der Autobahn A5 und der Bundesstraße B3 gut an den Straßenverkehr angeschlossen, noch wichtiger aber ist, dass man vom Bahnhof, an dem neben dem Regionalverkehr auch ICE- und TGV-Züge halten, innerhalb von fünf Minuten am Arbeitsplatz bei Becker ist. "Fachkräfte gewinnt man auch durch solche Standortfaktoren, denn die wenigsten wollen wegen eines neuen Jobs umziehen oder stundenlang im Auto sitzen", so Kühling.

Becker-Gruppe mit 200 Mitarbeitern

Von den rund 200 Mitarbeitern der Becker-Gruppe sind aktuell rund 100 am Standort Baden-Baden beschäftigt, wo ein Großteil der Fertigung erfolgt. Zudem gibt es einen Entwicklungsbetrieb im polnischen Wrocław mit rund 40 Angestellten sowie Tochtergesellschaften in Frankreich und den USA. Viele Elektronikkomponenten lässt Becker in einem ebenfalls zum Firmennetzwerk gehörenden Werk in Taiwan herstellen.

Auf die Frage, warum der Entwicklungsbetrieb ausgerechnet in Polen sitzt, wo man Avionikexperten nicht im ersten Gedanken vermutet, antwortet Wolfgang Kühling mit Verweis auf den Fachkräftemangel. "In Wrocław gibt es eine Universität mit starker Informatik. Wir haben dort die Leute gefunden, die wir für die Entwicklung brauchen."

Lars Reinhold

Avioniklösungen für Zivil- und Militärluftfahrt

Das aktuelle Porfolio von Becker umfasst verschiedenste Kommuniktionssysteme für zivile und militärische Flugzeugmuster. Das größte Projekt der vergangenen Jahre war die Ausstattung des NH90-Transporthubschraubers mit einer maßgeschneiderten Lösung für die Kommunikation der Besatzung. Ein Projekt – darauf wurde in einer der Festreden zur Eröffnung hingewiesen – das das Unternehmen mehrfach an die Grenze der Belastbarkeit brachte. Allerdings: Der erfolgreiche Abschluss dieser Entwicklung sichert Becker heute ein konstantes Grundrauschen an Aufträgen. Im militärischen Bereich ist die Firma zudem mit kombinierten PLB/ELT/COM-Geräten für Piloten erfolgreich am Markt, wobei hier insbesondere die periodische Wartung attraktiv ist.

Patrick Hoeveler

In der Zivilluftfahrt kann das kompakte Becker AR6201 als eins der Standard-Funkgeräte für Motor- und Segelflugzeuge gelten, ebenso am Markt erfolgreich ist der Transponder XP 6401. Als Ersatz für ältere Bendix/King-COM/NAV-Kombinationen entwickelte Becker im Auftrag von Honeywell das moderne KX 200 NAV/COM.

Zivil und militärisch eingesetzt wird die Digital Audio Management Unit, kurz AMU6500, die Besatzungen von Flugzeugen und Hubschraubern eine interne Kommunikation mit 3D-Raumklang ermöglicht, sodass beispielsweise der Pilot durch die Position des Audiosignals im Headset erkennen kann, wer von der Besatzung mit ihm spricht. Zudem bietet dieses Gerät vielfältige Möglichkeiten der Einbindung externer Audioquellen wie Funk, Navigation und Kollisionswarnung.

Becker Avionics

Neuer Transponder für die Kleinfliegerei

Nachdem die AMU erfolgreich am Markt platziert wurde, widmet sich Becker aktuell auch wieder einem Gerät für Segel- und Motorflugzeuge. Der aktuell in der Entwicklung befindliche Transponder BXP641X soll in einem Gehäuse, dass nur halb so groß ist wie das herkömmlicher Geräte, einen ADSB-Out-fähigen Mode-S-Transponder, barometrischen Höhenmesser undmittels Satellite Based Augmentation System (SBAS) korrigierten GPS-Empfänger vereinen. Das Remote-Gerät ohne eigenes Display ist aktuell explizit für den Betrieb in Kombination mit dem Air Control Display von AirAvionics vorgesehen, kann aber auch als Datenquelle für andere Navigationsgeräte genutzt werden.

Lars Reinhold